"Die Natur ist für mich eine Kraftquelle"
#AufUnsAchten

Die Corona Pandemie konfrontierte viele Berufsgruppen zwei Jahre lang mit neuen Herausforderungen und bürokratischen Regeln. Die Diakonin Margit te Brake leitet den Geschäftsbereichs Kindertagesbetreuung. Im Interview verrät sie ihre persönlichen Kraftquellen.
Sie und ihre Teams waren in den vergangenen zwei Jahren der Corona-Pandemie immer wieder mit neuen Herausforderungen und bürokratischen Regeln konfrontiert. Wie sind Sie damit umgegangen?
Ich muss ehrlich sagen, die Teams in unseren Kitas waren in den letzten beiden Jahren stark gefordert, haben so enorm viel geleistet und waren dann auch wirklich erschöpft. Wir haben uns dann unter anderem entschlossen Workshops für die Gesundheitsförderung anzubieten, um die Teams zu stärken. Diese wurden echt gut angenommen und wir sind gerade in der Planung der 2. Runde. Selbstfürsorge ist für mich grundlegend. In sozialen Berufen treten wir für andere ein. Wenn ich weiß, was ich selbst brauche und wie ich für mich sorge, kann ich auch für andere gut da sein.
Sie sind auch Diakonin. Wie spiegelt sich das in Ihrer Haltung?
Die Bezeichnung Diakonin kommt ja vom griechischen Wort für "dienen". Nach dem australischen Theologen John Collins kann man es aber auch mit "dazwischen gehen" oder "vermitteln" übersetzen. Und genauso sehe ich meinen Beruf. Ich sehe mich als jemand, die dem Leben dient und sich für andere einsetzt – Kinder, Familien und Mitarbeitende.
Wie sieht das konkret aus?
Für mich geht es darum, das Miteinander zu gestalten, Entwicklung zu fördern und mich auch politisch für Rahmenbedingungen einzusetzen, damit ein gutes Leben gelingen kann. Der Mensch steht im Mittelpunkt. Als der Krieg in der Ukraine ausgebrochen ist, habe ich unsere Einrichtungsleitungen, mit ukrainischen und russischen Mitarbeitenden im Team, angerufen und gefragt: Was brauchen Sie und Ihr Team jetzt? Klar, auch ich kann nicht alles möglich machen. Aber eine russische Mitarbeiterin hatte zum Beispiel Angst, dass sie wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine entlassen wird. Diese Sorge konnte ich ihr nehmen.
Sie haben gesagt, das Selbstfürsorge grundlegend für Sie ist. Wie gelingt Ihnen das selbst? Was sind Ihre persönlichen Kraftquellen – gerade mit Blick auf die vergangenen zwei Jahren, in denen vieles nicht so war wie vorher?
Eine Kraftquelle war in der Corona-Pandemie ganz klar mein Team. Es war wichtig, dass wir uns auch über das Tagesgeschäft hinaus austauschen konnten, fragen: Wie geht es Ihnen gerade? Was beschäftigt Sie? Wie ist es, wenn in der eigenen Familie jemand erkrankt ist? Eine zweite Kraftquelle ist für mich die Natur. Ich gehe gerne Bergwandern oder Joggen und bin mit einem großen Garten gesegnet. Das Wühlen in der Erde gibt mir Kraft und "erdet" mich. Mein Garten ist eher naturnah angelegt [lacht], damit er mir nicht zu viel Arbeit macht, sondern Freude. Außerdem habe ich einen Termin ganz fest in meinem Kalender: einmal im Jahr eine Woche Schweigeexerzitien in einem Meditationshaus, dass an ein Kloster angegliedert ist.
Das bringt einen sicher runter…
… oder es wühlt einen auf – je nach Lebenslage. Aber auch wenn es einen aufwühlt, geschieht es an einem Ort, wo das Aufwühlen gut gehalten ist.
Zur Person
Margit te Brake ist Rummelsberger Diakonin und leitet den Geschäftsbereich Kindertagesbetreuung bei der Diakonie München und Oberbayern. Sie studierte Diakoniewissenschaft und hat selbst als Erzieherin gearbeitet.
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