Begegnung, Vertrauen und Vielfalt

Spielgruppe der Frühen Hilfen West in einer Unterkunft für geflüchtete Menschen

Kinder in einer Spielgruppe mit Bauklötzen
© Amelie Geiger

Wie gelingt Beziehungsarbeit mit Familien, die erst seit Kurzem in Deutschland leben und unterschiedliche kulturelle Prägungen mitbringen? In einer Eltern-Kind-Gruppe in einer Unterkunft für geflüchtete Menschen zeigt sich, wie pädagogische Angebote Brücken bauen können - durch Vertrauen, kulturelle Sensibilität und alltagsnahe Unterstützung.

Vor dem Gemeinschaftsraum stehen viele Schuhe, darunter auch zahlreiche Kinderschuhe in verschiedenen Größen. Heute findet in einer Unterkunft für geflüchtete Menschen im Münchner Westen eine niederschwellige Spielgruppe statt. Geleitet wird sie von der Sozialpädagogin Aline Bowden und ihrer Kollegin Isabel. Das Angebot ist Teil des Bereichs „Verdichtete Wohnformen“ der Frühen Hilfen West im Geschäftsbereich Kinder, Jugend und Familie.

Die Teilnahme an der Gruppe ist freiwillig und so wissen Aline und Isabel nie genau, wer an dem Tag kommen wird. Heute sitzen drei Mütter mit ihren Kindern auf dem Teppichboden und spielen. Die Kinder sind unterschiedlich alt und in verschiedenen Entwicklungsphasen. Das macht es nicht immer leicht, allen gerecht zu werden. Zwei Kinder spielen offen miteinander, jagen sich lachend durchs Zimmer und tauschen Spielzeug. Andere Kinder beschäftigen sich eher für sich. Zwei von ihnen bauen gemeinsam mit Holzsteinen, kommunizieren dabei ganz ohne Worte.

„Dass die Familien unterschiedliche Sprachen sprechen, ist manchmal eine Herausforderung“, sagt Aline. „Aber oft reicht es, etwas einfach vorzuleben - und die Eltern machen es nach.“ Dabei geht es auch darum, eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich jede Familie angenommen fühlt. „Jede*r darf so sein, wie er*sie ist. Der Austausch ist unglaublich bereichernd, weil verschiedene Religionen, Lebensweisen und Erziehungskulturen aufeinandertreffen.“

Doch die Vielfalt bringt auch Herausforderungen mit sich. „Manchmal weichen die Einschätzungen stark voneinander ab. Dann braucht es viel Fingerspitzengefühl, um ein Problembewusstsein zu schaffen“, erzählt Aline „Wenn keine Einsicht da ist, versuche ich, meine Sichtweise verständlich zu machen und Vorteile aufzuzeigen – immer auf der Basis eines stabilen Vertrauensverhältnisses.“

Ein Kind hat sich heute in eine Ecke des Raumes zurückgezogen. Ohne viele Worte teilen sich die beiden Sozialpädagoginnen auf: Während Aline die Gruppe weiter begleitet, kümmert sich ihre Kollegin Isabel ganz individuell um das zurückhaltende Kind.

Neben der niederschwelligen Spielgruppe gehören auch Informationsveranstaltungen zu Themen wie Ernährung, Zahngesundheit, Aufsichtspflicht oder Interaktion sowie die Einzelfallhilfe in Form von Hausbesuchen zu Alines Aufgaben. Ein besonderer Schwerpunkt liegt während der Begleitung, die auf eine Zeit von vier bis sechs Monaten beschränkt ist, auf der Vernetzung der Eltern - ihnen neue Wege aufzuzeigen, sie aus dem belastenden Alltag herauszuholen und ihnen zu zeigen, wie sie ihre Kinder fördern und eine gute Beziehung gestalten können.

„Das Schöne ist: Mit kleinen Mitteln lässt sich so viel bewegen“, sagt Aline. „Wenn wir zum Beispiel eine Mutter mit ihrem Kind zu einem Picknick im Park einladen - einfach raus aus der Unterkunft.“

Sie erinnert sich an eine junge Mutter aus Syrien, die den Wunsch äußerte, mit ihrem Kind schwimmen zu gehen, sich aber allein nicht traute. Gemeinsam besuchten sie schließlich ein Schwimmbad. Für die Mutter ein besonderer Schritt, ermöglicht durch einfühlsame Begleitung.

„Wir begleiten die Familien dort, wo sie Unterstützung brauchen, in dem Tempo, das für sie passt.“

Die Stimmung in der heutigen Gruppe ist mittlerweile gelöst. Die Kinder lachen, die Mütter kommen miteinander ins Gespräch – auch ohne gemeinsame Sprache. Aline lächelt: „Das Schönste an meiner Arbeit ist, dass jeder Hintergrund so sein darf, wie er ist. Es ist einfach bereichernd, wie vielfältig diese Begegnungen sind.“


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