Diakonie Deutschland zu Besuch in München
Im Gespräch über soziale Herausforderungen, Inklusion und Fachkräftesicherung

Im Rahmen ihres Bayernbesuchs informierte sich Elke Ronneberger, Bundesvorständin für Sozialpolitik der Diakonie Deutschland, über die soziale Arbeit der Diakonie München und Oberbayern. Dabei standen aktuelle Herausforderungen und Zukunftsfragen im Mittelpunkt – von der Wohnungslosenhilfe bis hin zur Pflege.
Im Rahmen ihres Bayernbesuchs machte sich Elke Ronneberger, Bundesvorständin für Sozialpolitik der Diakonie Deutschland, ein Bild von der Arbeit der Diakonie München und Oberbayern. Bei Besuchen in der Einrichtung Karla 51 und im Evangelischen Pflegezentrum Sendling informierte sie sich über aktuelle soziale Herausforderungen, erfolgreiche Integrationsprojekte und die Bedeutung internationaler Fachkräfte für die Zukunft der Pflege.
Zunächst besuchte Elke Ronneberger die Einrichtung Karla 51, die wohnungslosen Frauen mit und ohne Kinder Beratung und Notaufnahme rund um die Uhr bietet. Im Gespräch mit den Mitarbeitenden standen unter anderem die administrativen Hürden bei der Beantragung von staatlichen Hilfen für die Frauen sowie der Sparkurs im sozialen Bereich im Vordergrund. Dabei betonte Vorstandssprecherin Andrea Betz: „Die Pläne der Bundesregierung, die Grundsicherung abzusenken, würde für wohnungslose Frauen eine noch größere existenzielle Not bedeuten.“ Frauenspezifische Angebote inklusive fachlicher Beratung sind notwendig, um den besonderen Unterstützungsbedarf von wohnungslosen Frauen zu adressieren.
Im Gespräch wurde außerdem deutlich, dass sich wohnungslose Frauen oft einsam und isoliert fühlen. Durch das Beratungsangebot sowie den Austausch mit anderen Frauen bei Karla 51 finden sie wieder Stabilität und Anschluss.
Im Anschluss besuchte Ronneberger das Evangelische Pflegezentrum Sendling. Hier standen Themen wie die Integration von Mitarbeitenden mit Behinderung und die Eingliederung internationaler Pflegefachkräfte im Fokus.
Zunächst stellte die „Fachstelle Vielfalt“ der Tochter „Hilfe im Alter“ ihre Arbeit für die Integration internationaler Pflegefachkräfte vor. Menschen aus Drittstaaten bringen nicht nur fachliche Kompetenz und Motivation mit, sondern auch wertvolle kulturelle Perspektiven, die die Teams bereichern. Gleichzeitig ist die Integration ein anspruchsvoller Prozess, der von gezielter Begleitung, Sprachförderung und einer offenen Haltung getragen wird. Angesichts des anhaltenden Fachkräftemangels ist die Gewinnung internationaler Mitarbeitender unverzichtbar, um die Qualität der Pflege langfristig zu sichern.
Elke Ronneberger zeigte sich beeindruckt von der Arbeit vor Ort: „Das Ausmaß, indem in den nächsten zehn Jahren Fachkräften – nicht nur in der Pflege - gebraucht werden, stellt eine Herausforderung dar und braucht strukturelle Lösungen. Gerade auf die Probleme im Bereich der Pflege haben wir als Bundesverband mit unserer Pflegekampagne „Mach Dich stark für Pflege!“ bundesweit hingewiesen. Das vorausschauende Handeln hier in Bayern ist entscheidend, um aus dem reinen Reagieren herauszukommen. Als Diakonie Deutschland haben wir deswegen eine eigene Stabsstelle Fach- und Arbeitskräftestrategie in meinem Vorstandbereich angesiedelt. Hier streben wir eine Fachkräftestrategie an, die auf mehreren Säulen basiert: interne Personalentwicklung (Ausbildung, Weiterbildung, Bindung), die aktive Gewinnung von Fachkräften, auch aus dem Ausland, und eine starke sozialpolitische Lobbyarbeit zur Verbesserung der Rahmenbedingungen in den Sozial- und Gesundheitsberufen.“
Im Gespräch wurde deutlich, dass Engagement und Haltung entscheidend sind – und dass bereits viele positive Beispiele existieren. Für ihr besonderes Engagement im Bereich Vielfalt und Respekt wurde die Fachstelle Vielfalt bereits 2022 mit dem Korian Stiftungsaward ausgezeichnet. Im Mittelpunkt standen dabei neben der Integration von Fachkräften mit Migrationsbiografie auch die Inklusion von Mitarbeitenden mit Behinderung. Bei dem Besuch von Frau Ronneberger berichtete Jörg Kahl, Einrichtungsleitung des Evangelischen Pflegezentrums Kochel, von seinen Erfahrungen in diesem Bereich. In seiner Einrichtung arbeitet ein junger Mann mit Down-Syndrom als regulär angestellte Betreuungsassistenz. Er betonte: „Unsere Arbeit zeigt: Eine Integration von Menschen mit Behinderung in stationären Pflegeeinrichtungen ist möglich.“ Gleichzeitig machte er deutlich, dass dies vom Engagement und der Bereitschaft vieler Beteiligter abhängt – und dass es trotz positiver Erfahrungen noch bürokratische und soziale Hürden zu überwinden gilt. Besonders hervorhob er die gute Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit, der Integrationsstelle und den eigenen Mitarbeitenden, die den Prozess aktiv mitgestalten.
Ronneberger unterstrich, wie wichtig es sei, gute Ansätze in nachhaltige Strukturen zu überführen: „Integration hängt vielerorts noch zu stark vom Engagement Einzelner ab. Wir brauchen stabile Strukturen, die gute Ansätze langfristig tragen.“
Diakonie München und Oberbayern - Innere Mission München e.V.
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