Drei Fragen an…
Sarah Weiss

Seit Oktober 2025 leitet die Juristin und Sozialpädagogin Sarah Weiss den Geschäftsbereich Kita & Frühförderung. Was es aus ihrer Sicht braucht, um Inklusion in der frühkindlichen Bildung wirksam umzusetzen.
Frau Weiß, Sie sind seit 11 Jahren bei der Diakonie München und Oberbayern. Als Juristin und Sozialpädagogin waren sie zuvor unter anderem im Bereich Vormundschaften tätig und haben zuletzt den Geschäftsbereich Flucht und Migration geleitet. Warum haben Sie sich für den Schritt entschieden, künftig den Geschäftsbereich Kita & Frühförderung zu leiten?
In den vergangenen Jahren war ich mit verschiedensten Aufgaben im Geschäftsbereich Flucht und Migration betraut. Dort habe ich viel erlebt. Ich bin sehr dankbar für diese Zeit, für die vielseitigen Erfahrungen und Begegnungen - vieles wird mir mein Leben lang in Erinnerung bleiben. Nach dem Abschluss meines berufsbegleitenden Studiums der Sozialen Arbeit wuchs bei mir jedoch der Wunsch nach einer neuen persönlichen und beruflichen Perspektive. Der Geschäftsbereich Kita & Frühförderung hat mich schon länger gereizt, da ich meinen da ich meinen Fokus verstärkt auf frühkindliche Entwicklung legen wollte. Besonders freue ich mich darauf, meine psychosozialen und interkulturellen Kompetenzen nun in diesem Feld einzubringen.
Im Bereich Migration zeigt sich auch besonders deutlich, wie wichtig frühe Bildung für Teilhabe von Kindern und Jugendlichen ist. Studien zeigen, dass Kinder aus Familien mit Migrationsbiografie noch immer seltener oder später eine Kita besuchen. Was müsste sich aus Ihrer Sicht strukturell ändern, damit Chancengleichheit nicht nur ein Ziel bleibt unabhängig von Herkunft oder Sprache?
Aus meiner Sicht gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Ein wichtiger Baustein wäre, dass die Politik anerkennt, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist. Geflüchtete Kinder, Jugendliche und deren Familien sollten nicht monatelang in Erstaufnahmeeinrichtungen leben müssen, sondern umgehend dezentral untergebracht werden. So könnten Kinder und Jugendliche viel schneller Kitas und Schulen besuchen. Familien, die neu nach Deutschland kommen, müssen von Anfang besser über unser Bildungssystem informiert und unterstützt werden, sei es durch hauptamtliche Fachkräfte oder Ehrenamtliche. Dafür brauchen wir dauerhafte Strukturen die verlässlich refinanziert werden - keine zeitlich befristeten bzw. unterfinanzierten Projekte. In allen Bildungseinrichtungen muss zudem von Beginn an ein Fokus auf vielfaltssensible Pädagogik gelegt werden. Das setzt natürlich entsprechende Schulungen für Fachkräfte voraus.
Im Zusammenhang mit Kitas und Frühförderung wird immer über Förderstrukturen diskutiert. Eine drängende Herausforderung ist auch der Fachkräftemangel. Welche politischen Rahmenbedingungen braucht es aus Ihrer Sicht, damit die Kinderbetreuung und Bildung letztendlich inklusiv ist und den Bedarfen von Kindern, Familien und Mitarbeiter*innen gerecht wird?
Grundsätzlich braucht es einen dauerhaften politischen Willen, Kinderbetreuung und frühkindliche Bildung wirklich inklusiv zu gestalten. Es müssen vor allem unbürokratische und flexible Mechanismen entwickelt werden, damit dieser politische Wille auch praxistauglich umgesetzt werden kann, insbesondere im Hinblick auf Fachkraft-Kind-Schlüssel, Gruppenstärken und Fortbildungsmöglichkeiten für Fachkräfte. Dafür braucht es natürlich eine dauerhafte und ausreichende Finanzierung auf allen Ebenen: Bund, Land, Kommune. Nur so kann Inklusion gelingen.
Diakonie München und Oberbayern - Innere Mission München e.V.
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