Pflege mit Zukunft

Evangelische PflegeAkademie eröffnet Skills Lab

Im Skills Lab trainieren die Auszubildenden ihre praktischen und theoretischen Kenntnisse mithilfe modernster Technik Foto: Michaela Rehle

Helenas Puls schlägt viel zu schnell. Das zeigt das klinische Monitoring bzw. die digitale Überwachung der Vitalparameter. Sofort eilt eine Pflegekraft herbei, um den Blutdruck zu überprüfen und sich nach dem körperlichen Gesamtbefinden zu erkundigen.

Die ausführliche Anamnese ergibt: Die Frau hat ihren morgendlichen Blutdrucksenker nicht genommen und viel zu wenig getrunken an diesem heißen Sommertag – eine Situation, wie sie in der Pflege und im klinischen Alltag regelmäßig vorkommt. Doch die Patientin leidet nicht wirklich unter flankierenden Beschwerden wie Kopfschmerzen, ihr erhöhter Herzschlag wird aus der Steckdose genährt. Denn Helena gehört zur technischen Ausstattung im „Skills Lab“, dem Simulationsraum der Evangelischen PflegeAkademie. Sie ist ein sogenannter „Krankenpflege-Simulator“, in dessen Innerem jede Menge Hightech schlummert – ein Herzstück des modernen Ausbildungssettings.

Mit dir für morgen

Über 230 Schüler*innen der generalistischen Pflegeausbildung bereiten sich hier aktuell in einem realitätsnahen Szenario auf die spätere Praxis vor, indem sie ihr Können im „Versuchsraum“ trainieren. Schüler*innen, Lehrkräfte, Schauspieler*innen oder Simulationspuppen wie „Helena“ unterstützen das Training in Kleingruppen an vier verschiedenen Settings: Stationäre Langzeit sowie Akut- und Intensivpflege, Pädiatrie, Kinder- und Säuglingspflege und das Setting Ambulante Pflege. Unterschiedliche Situationen aus der Praxis werden durchgespielt, mit mobilen Kameras in einer 360-Grad-Perspektive aufgezeichnet und im Anschluss gemeinsam mit den hauseigenen Pflegepädagog*innen ausgewertet und besprochen. „Das Skills Lab ist ein dritter Lernort und ein absoluter Gewinn für unsere Auszubildenden“, sagt Annekathrin Hempel, Schulleiterin der Evangelischen PflegeAkademie der Hilfe im Alter. „Hier wenden sie sowohl ihre theoretischen als auch ihre praktischen Kenntnisse in einem geschützten Raum an und reflektieren die vielfältigen berufsspezifischen Herausforderungen mit unseren Lehrkräften. Sämtliche Videoaufzeichnungen löschen wir selbstverständlich im Nachhinein wieder, es gibt keine Schnittstellen zum Internet“, betont Hempel. Für Dirk Spohd, Geschäftsführer der Hilfe im Alter gGmbH, ist die neue Lernumgebung ein wichtiges Signal an die gesamte Branche: „Gut ausgebildetes Personal ist ein zentraler Faktor, um die Altenpflege weiterhin professionell zu gestalten und eine würdevolle Versorgung der Menschen zu garantieren. Daher müssen wir verstärkt in eine Pflegelandschaft investieren, die für einen attraktiven sowie zukunftssicheren Ausbildungs- und Arbeitsplatz steht und den fachlichen Ansprüchen unserer Mitarbeitenden gerecht wird.“

Hohe Eigenaktivität bei größtmöglichem Praxisbezug

Kritisches Denken, Beobachtungsfähigkeit und die Fähigkeit zur Problemlösung werden deshalb in der Akademie dank modernster Technik intensiv und interdisziplinär trainiert und zwar bevor die späteren Schulabgänger*innen den realen Alltag in einem Pflegeheim oder Krankenhaus bewältigen müssen. Um diese Kompetenzen noch gezielter als üblich zu fördern, hat sich das Kollegium ein besonderes Extra einfallen lassen, den sogenannten „Room of Horror“. „Im Raum des Horrors überspitzen wir künstlich und mit einfacher technische Ausstattung verhängnisvolle bzw. heikle Situationen aus der Praxis, um ein Bewusstsein für mögliche Gefahrensituationen zu erzeugen“, erklärt Pflegepädagoge Alois Geisperger. „Dazu gehören etwa ein Blasenkatheter, der nicht richtig angebracht worden ist, ein verschmutzter Nassbereich sowie medizinische Abfallprodukte, die achtlos auf dem Boden liegen.“ Lernende sollen mithilfe eines Entdeckungsprozesses versuchen, derartige Probleme wahrzunehmen und zu verstehen. Der Erfolg lässt sich wie beim Skills Lab auch hier anhand von Selbst- und Fremdreflexion evaluieren.

„Die Rückmeldungen unserer Schülerinnen und Schüler zum Training im Skills Lab sind äußerst positiv“, schildert Schulleiterin Annekathrin Hempel ihre Erfahrungen. „Wir sind dankbar und stolz, dass die Landeshauptstadt München unseren Anspruch nach einem attraktiven und modernen Ausbildungsplatz finanziell unterstützt hat. Nur bayrisch muss Helena noch richtig lernen“, ergänzt ihr Kollege Belmin Mesic, Lehrer für praktische Ausbildung, mit einem Augenzwinkern.


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