"Schwierig ist es dann, wenn man nicht helfen kann."

Zwischen Kinderspielzeug und Existenz-Fragen

Nathalie Geiger ist Sozialpädagogin und beim Stadtteilbüro Neuperlach tätig. Fotos: Amelie Geiger

Nathalie Geiger ist Sozialpädagogin und im Stadtteilbüro Neuperlach tätig. Dort suchen Menschen aus allen Schichten der Gesellschaft nach Unterstützung – ob bei der Wohnungssuche, bei Behördenbriefen oder bei der Suche eines Kita-Platzes. Diese Arbeit wäre ohne die etwa 80 Ehrenamtlichen so nicht möglich. Warum die Freiwilligen oftmals frühere Klient*innen sind und wie aus Hilfesuchenden Helfende werden.

Ein junger Mann steht vor dem Stadtteilbüro in Neuperlach. Nathalie erkennt ihn sofort. Als Marcel S.* noch ein Kind war, haben die Mitarbeitenden des Stadtteilbüros ihn auf seinem Weg unterstützt, insbesondere bei "Problemen des alltäglichen Lebens", wie Nathalie Geiger es ausdrückt. Nun steht Marcel S. als junger Erwachsener vor ihr und sagt selbstbewusst: "Ich habe jetzt eine Ausbildung als Einzelhandelskaufmann. Ohne euch hätte ich das niemals geschafft." Für Nathalie sind das genau die Momente, für die sie ihre Arbeit liebt.

Nathalie Geiger ist 30 Jahre alt und Sozialpädagogin. Im Stadtteilbüro Neuperlach kümmert sich die junge Frau nicht nur um Familienangebote wie eine Krabbelgruppe, sondern auch um die Koordination der etwa 80 Ehrenamtlichen. "Die Begeisterung, mit der die Menschen ihre Energie und Zeit einbringen, berührt mich immer wieder aufs Neue. Ohne finanziellen Nutzen, sondern aus reiner Menschlichkeit", erzählt Nathalie mit funkelnden Augen und einem breiten Lächeln im Gesicht.

An ihrer Seite: Luna, ein ruhiger ehemaliger Straßenhund aus Rumänien. Er begleitet sie ein bis zwei Mal in der Woche zur Arbeit. Die beiden sind ein gutes Team, sie strahlen Wärme und Herzlichkeit aus. Ein Gefühl, das über Sprachbarrieren hinweg vermittelt wird.

Im Stadtteilbüro suchen Menschen aus allen Schichten der Gesellschaft nach Unterstützung. Viele brauchen Hilfe bei alltäglichen Aufgaben wie der Wohnungssuche, oder Behördenbriefen. Ein Fall für den Ehrenamtlichen Theodor Vetter – ein geduldiger Rentner und ehemaliger Mitarbeiter einer Sozialbehörde. "Ich wüsste echt nicht, was wir ohne ihn machen würden", erklärt Nathalie. Die Sozialpädagogin und ihre Kolleg*innen bieten außerdem eine Krabbelgruppe, eine Mutter-Kind-Gruppe, eine Spielegruppe und andere Familienangebote an. Oft sind sie die letzte Rettung, wenn kein Kita-Platz mehr frei ist.

Viele, die auf das Angebot angewiesen sind, seien Akademiker*innen mit Migrationshintergrund, die erst gerade nach München gekommen sind. In vielen Fällen hätten sie einen Arbeitsplatz – aber noch keine Kinderbetreuung, so Nathalie.

Die Arbeit des Stadtteilbüros ist nur dank des Engagements von vielen Ehrenamtlichen in diesem Umfang möglich. "Das Schöne ist, dass unsere Ehrenamtlichen oft frühere Klient*innen sind. Die Menschen kommen, um Hilfe zu suchen, und werden im Idealfall selbst zu Helfenden", erklärt Nathalie. So wie im Fall von Emir B.* Seine Töchter besuchen mit ihren Kindern seit längerem die Eltern-Kind-Gruppe. Eines Tages kam eine der Töchter zu Nathalie und sagte ihr, dass ihr Vater nach einer krankheitsbedingten Arbeitsunfähigkeit nach einer ehrenamtlichen Aufgabe suche. Seitdem ist Emir B. fast jeden Tag da und hat für jedes Problem eine passende Lösung. Er ist ein Mann für alle Fälle und Nathalie ist dankbar für solche Menschen. "Sie sind Gold wert. Es ist nicht nur ein Nutzen für uns, sondern tut ihm auch gut, gebraucht zu werden", sagt Nathalie.

"Schwierig ist es dann, wenn man nicht helfen kann", erklärt die Sozialpädagogin. Dann können sie nur weitervermitteln. Das ist natürlich frustrierend, wenn die Menschen mit ihren Hilferufen weitergeschickt werden. Schließlich kostet es Überwindung, nach Unterstützung zu fragen – besonders bei persönlichen Themen. Aber manchmal hilft es auch einfach nur zuzuhören und die Menschen ein Stück weit an die Hand zu nehmen. 

*Name geändert 

 

von: Amelie Geiger

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