Einfach mal Kind sein
Bunte Malaktion in einer Unterkunft für geflüchtete Menschen
Aus dem einheitlich grauen Bild einer Kurzaufnahmeeinrichtung für geflüchtete Menschen ist dank der Ali Akal seit kurzem ein kunterbunter Platz der Begegnung geworden. Warum das gerade für die geflüchteten Kinder von großer Bedeutung ist.
Ein grauer, großer Klotz mitten in einem Gewerbegebiet am Münchner Stadtrand. Daneben ein Hof mit grauen Pflastersteinen, umgeben von hohen Zäunen – ein Bild der Trostlosigkeit.
Ali Akal ist pädagogische Fachkraft in einer Kurzaufnahmeeinrichtung für geflüchtete Menschen und beschreibt seinen täglichen Arbeitsplatz und das vorübergehende Zuhause vieler Menschen so: "Unser Haus wirkt wie ein Gefängnis." Und das konnte er nicht mehr so stehen lassen.
Bevor Ali Akal aus der Türkei nach Deutschland flüchtete, war er als studierter Designer tätig. Sein Sinn für Gestaltung zeigt sich nun an einem ganz anderen Ort.
Für eine kindgerechte Umgebung, brauche es Farbe, meint Ali Akal. Kurzerhand schnappte er sich ein paar Farbeimer, motivierte Kolleg*innen und malte auf den grauen Boden der Unterkunft eine bunte Hüpfschule – ein lebendiges Zeichen inmitten der uniformen Umgebung.
"Wir sind doch auch bunt!", sagt Ali Akal. Die Bewohner*innen des Hauses stammen von verschiedenen Kontinenten. Sie kommen zum Beispiel aus Brasilien, China, aus afrikanischen Staaten oder den Ländern des Balkans.
"Außerdem ist Bewegung für die Kinder wichtig, um einen Ausgleich zu schaffen", erklärt Ali Akal.
Doch der Boden war noch nicht genug. Ein großer, alter Container im Hof – für Ali Akal ist das die perfekte Leinwand: Sichtbar aus jeder Richtung und groß genug, um beim Blick aus den Fenstern etwas Farbe zu sehen.
Für das Bemalen des Containers entwickelte der studierte Designer erstmal ein Konzept: Das Bild sollte die Unterkunft und deren Bewohnende widerspiegeln: "Mir kam gleich ein Bild der Arche Noah in den Kopf, die auch verschiedene Lebewesen auf einer Flucht zusammenbrachte." Über den Tieren sollten Luftballons in die Richtung eines großen Regenbogens fliegen. Sinnbildlich für die Hoffnung vieler Menschen auf der Flucht.
In einer gemeinsamen Aktion malten Mitarbeitende zusammen mit Bewohner*innen, darunter Kinder, Jugendliche und Eltern, ein riesiges, kunterbuntes Bild an den Container.
Nun toben Kinder in dem Hof der Unterkunft. Kleine Füße springen über die Hüpfschule. Sie spielen Fangen und fahren mit einem Dreirad die farbigen Linien auf dem Boden ab.
Einfach mal Kind sein. Etwas, das für viele Gleichaltrige in München selbstverständlich ist, ist für manche hier ein ganz besonderer Moment.
von: Amelie GeigerDiakonie München und Oberbayern - Innere Mission München e.V.
Landshuter Allee 40
80637 München