"Solange wir uns auf den Beinen halten können"
Die Lindenhof Grashüpfer

Die inklusive Fußballmannschaft Lindenhof Grashüpfer setzt sich in erster Linie aus dem Geschäftsbereich "Menschen in besonderen Lebenslagen" der Abteilung Lindenhof zusammen. Ein Angebot der Wohnungsnotfallhilfe, bei dem Menschen Wohn- und Betreuungsangebote erhalten. Obwohl die Grashüpfer eigentlich bereits im Ruhestand sind, konnten sie die erneute Einladung zur Deutschen Straßen-Fußballmeisterschaft nicht ausschlagen.
Als in Herzogsägmühle die Anfrage der Deutschen Straßen-Fußballmeisterschaft eintrudelte, stand erst einmal alles Kopf. Eigentlich hatte sich die Fußballmannschaft „Lindenhof Grashüpfer“, 2006 aus Beschäftigten und Hilfeberechtigten des Geschäftsbereichs "Menschen in besonderen Lebenslagen" der Abteilung Lindenhof gegründet, aus Altersgründen schon längst aufgelöst.
Im Lindenhof kommen Menschen, die in absehbarer Zeit (noch) nicht eigenständig leben können und längerfristig Unterstützung und individuelle Hilfe benötigen, in Wohn- und Betreuungsangeboten im Rahmen der Langzeithilfe unter.
Jung und dynamisch waren die Grashüpfer noch nie - der Altersschnitt der Mannschaft liegt mittlerweile jenseits der 60 Jahre. Trotzdem haben sie in ihrer Laufbahn an etwa 50 Turnieren der Wohnungslosen-, Sucht- und Geflüchtetenhilfe sowie Turnieren der Behindertenhilfe teilgenommen. Heilerzieher Markus Schilcher, Gründungsmitglied und Mitstreiter, erklärt die Entstehung des Namens "Lindenhof Grashüpfer": "Der Name kam zustande, da die Spieler beim ersten Training eher gehüpft als gelaufen sind."
Die Grashüpfer zeichnen sich stets durch ihren starken Teamgeist und ihre herzliche Fanbase aus. "Wir sorgen einfach für gute Laune. Unsere Fans bringen immer großartige Stimmung zu den Turnieren und nehmen ihnen den aggressiven Charakter", sagt Schilcher.
Ein Highlight der Grashüpferhistorie war die Teilnahme an den deutschen Meisterschaften im Straßenfußball 2017 in Nürnberg. Nun standen die Grashüpfer erneut vor der Herausforderung – mit dem Unterschied, dass einige Teammitglieder nun über 70 Jahre alt waren und kaum mehr laufen konnten. Dennoch war klar: Die Lindenhof Grashüpfer würden teilnehmen, komme was wolle. „Unser Motto ist: Wenn wir jedes Spiel 5:0 verlieren, ist es ein voller Erfolg. Dabei sein ist alles“, erklärt Markus Schilcher. „So eine Einladung verändert die Stimmung im ganzen Haus.“
Mit etwas Verstärkung aus ehemaligen Bewohnern und Mitarbeitenden des Lindenhofs sowie Teilnehmenden aus anderen Bereichen machten sich die Lindenhof Grashüpfer schließlich unter lautem Fangesang und guter Laune auf den Weg nach Hamburg zur Deutschen Meisterschaft.
Ganz unter dem Motto der Grashüpfer, „Dabei sein ist alles - aber Hauptsache nicht Letzter“, traten sie gemeinschaftlich noch einmal an. Kurz vor dem Spiel mussten letzte Absprachen über die Besetzung getroffen werden, denn der Teamgeist und das Adrenalin ließen den ein oder anderen seine gesundheitliche Situation vergessen.
Und tatsächlich: Die Lindenhof Grashüpfer übertrafen alle Erwartungen und kickten sich völlig überraschend bis ins Halbfinale. Unter Fahnen, einer Trommelgruppe, Jubelgesängen und selbst gebastelten Wimpeln der Tagesstruktur wurde ausgiebig gefeiert.
Es bleibt offen, ob die Grashüpfer es noch einmal zur Deutschen Meisterschaft schaffen und ihr fußballerisches Können zeigen werden. Und ob die Jodeleinlagen des Kapitäns Anselm Holl und die Fangesänge noch einmal zu hören sein werden. „Irgendwie ist der Weg noch nicht zu Ende erzählt“, erklärt Markus Schilcher, „Wer weiß, wo es hingeht. Solange wir uns auf den Beinen halten können, ist nichts sicher.“
Diakonie München und Oberbayern - Innere Mission München e.V.
Landshuter Allee 40
80637 München