LebensRäume für Kinder psychisch kranker Eltern

Wo Kinder Kind sein können

Kinder sind besonders von der psychischen Erkrankung ihrer Eltern betroffen. In den LebensRäumen finden sie Geborgenheit. Foto: Fabian Helmich

Seit mehr als zehn Jahren gibt es die LebensRäume in Pasing. Sie stärken Familien, von denen mindestens ein Elternteil psychisch erkrankt ist. Kinder und Eltern erfahren dort: "Das Leben ist nicht nur Tragödie, sondern auch Komödie."

"Wenn es die LebensRäume nicht geben würde, dann müssten sie erfunden werden." Davon ist Volker Hausdorf überzeugt. Der Sozialpädagoge leitet den Geschäftsbereich Kinder, Jugend und Familie bei der Diakonie München und Oberbayern. In diesem Jahr feiern die LebensRäume ihren zehnten Geburtstag. Hier finden Familien Unterstützung, bei denen ein Elternteil von einer akuten Krise oder einer psychischen Erkrankung betroffen ist. Und das sind gar nicht so wenige: "Jeder dritte Mensch leidet im Lauf des Lebens an einer behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankung. Oft ist die Krankheit mit Scham behaftet und Betroffene ziehen sich zurück", erklärt Diakonie-Vorstandssprecherin Andrea Betz. "Jede Krise oder psychische Erkrankung eines Elternteils betrifft die ganze Familie. Kinder sind davon besonders betroffen. Sie wollen verstehen, was mit ihren Eltern los ist."

Auf den Schultern der Kinder liegt ein enormer Druck

Kinder psychisch kranker Eltern haben zudem ein deutlich erhöhtes Risiko, selbst psychische Erkrankungen zu entwickeln. "Diesen Teufelskreis, der sich zum Teil über Generationen zieht, wollen wir durchbrechen", erklärt Johannes Britsch, Leiter der LebensRäume. Der Kinder- und Jugendpsychotherapeut hatte vor rund zehn Jahren im Rahmen eines Innovationsprojekts der Diakonie München und Oberbayern, die Idee zu der münchenweit einzigartigen Einrichtung.

Welcher Druck auf den Schultern der Kinder lastet, erklärt Britsch so: "Eltern mit schweren psychischen Erkrankungen wie Psychosen, bipolaren Störungen oder auch starken Depressionen sind brutal einsam und haben in vielen Fällen den Kontakt zur eigenen Familie verloren", sagt Britsch. Die Kinder seien dann häufig die einzige Bezugsperson und rücken manchmal selbst in eine Art Erwachsenenrolle. "Das ist natürlich ein enormer Druck für die Kinder", erläutert Britsch.

"Wir wollen mit den LebensRäumen eine Oase für die Kinder zu schaffen, wo sie auch einfach mal Kind sein können", ergänzt Jugendhilfe-Experte Hausdorf. Damit das auch im Familienalltag gelingt, geht es dem Team der LebensRäume auch darum, die Eltern in ihrer Erziehungskompetenz zu stärken.

"Das Leben ist nicht nur Tragödie, sondern auch Komödie"

"Die Eltern, die zu uns kommen, wollen wirklich gute Eltern sein, sie sind aber häufig verunsichert, wie das gelingen kann", fasst Britsch zusammen. Dem Team der LebensRäume gehe es deshalb auch darum, einen Ort der Geborgenheit und Unterstützung zu ermöglichen, an dem Kinder, Jugendliche und ihre psychisch kranken Eltern Kraft schöpfen können mehr Selbstvertrauen gewinnen, indem sie erleben, dass sie angenommen und respektiert werden wie sie sind. "Die Familien erfahren bei uns: Das Leben ist nicht nur eine Tragödie, sondern auch eine Komödie", erklärt Britsch den Ansatz.

Die LebensRäume sind deshalb so konzipiert, dass sie neben zahlreichen Angeboten der Beratung und Unterstützung auch Spaß machen: Yoga und Ausflüge gehören zum Beispiel dazu, aber auch Kunsttherapie und gemeinsames Kochen oder Stressmanagement.

Hinweis: Dieser Artikel erschien erstmalig im Oktober 2022.


Diakonie München und Oberbayern - Innere Mission München e.V.

Landshuter Allee 40
80637 München

T (089) 12 69 91 122

presse@diakonie-muc-obb.de