„Vor uns stehen Menschen mit Zukunfts- und Existenzängsten, die sich Sorgen um ihre Heimat machen“

Was geflüchtete Menschen aus der Ukraine jetzt brauchen

Bei einer Pressekonferenz berichten Andrea Betz (2.v.l.), Sarah Weiss (3.v.l.), Sabine Bankauf (2.v.r.) und Ilze Litenboka (1.v.r.).

Derzeit kommen jeden Tag mehrere hundert Menschen in München an, die vor dem Krieg in der Ukraine fliehen. Mitarbeitende der Diakonie München begleiten, beraten und betreuen die ankommenden Schutzsuchenden.

Derzeit kommen jeden Tag mehrere hundert Menschen in München an, die vor dem Krieg in der Ukraine fliehen.

Das Ankunftszentrum in der Maria-Probst-Straße und der Hauptbahnhof mit der Bahnhofsmission sind erste Anlaufstellen. Mitarbeitende der Diakonie München begleiten, beraten und betreuen dort die ankommenden Schutzsuchenden. Die meisten von ihnen sind – oft traumatisierte – Frauen, Kinder und Ältere. "Sie stehen vor uns mit großen Zukunfts- und Existenzängsten, die sich Sorgen um ihre Heimat machen", sagte Andrea Betz, sozialpolitische Vorständin der Diakonie München.

Lange Schlangen vor dem Ankunftszentrum

"Die Menschen warten in langen Schlangen", kann Sarah Weiss von der Situation im Ankunftszentrum berichten. Die Juristin leitet den Geschäftsbereich Flucht und Migration. Im Ankunftszentrum unterstützt das Team des Sozialdiensts für Flüchtlinge und Asylsuchende geflüchtete Menschen, die neu in München ankommen. Auch Schutzsuchende aus der Ukraine wollen sich registrieren und informieren. "Wir unterstützen und beraten sie, wir trösten sie. Wir hören ihnen zu", fasst Weiss zusammen.

Was Ankommenden aus der Ukraine und allen, die helfen wollen, vor allem fehlt, sind verlässliche und fundierte Informationen. Aus diesem Grund hat die Diakonie München und Oberbayern am Montag, im Auftrag der Stadt München, eine zentrale Hotline gestartet, die täglich zwölf Stunden von 8 bis 20 Uhr besetzt ist. Expertinnen und Experten der Migrationsberatung beantworten alle drängenden Fragen – auch auf Ukrainisch.

Hotline für Hilfesuchende und Helfende

"Seit Start der Hotline am vergangenen Montag haben die Beraterinnen und Berater mit rund 500 Ratsuchenden telefoniert", informiert Sarah Weiss. Die Anrufer*innen seien sowohl geflüchtete Menschen, aber auch Münchnerinnen und Münchner, die Verwandte oder Freunde in der Ukraine haben und sich nun erkundigen, wie sie helfen können. Auch viele Menschen, die ehrenamtlich helfen möchten. "Die Hotline ist eine Art Frühwarnsystem, mit dem wir Bedarfe erkennen, die wir bisher noch nicht sehen können", erklärt Betz.

Ilze Litenboka, die zum Team der Hotline gehört, berichtet von den Fragen der Ratsuchenden. Themen seien zum Beispiel gewesen, wie die Menschen Zugang zum Deutschkurs bekommen, aber auch Fragen rund um die Bereiche Schule, Arbeiten und Wohnen. "Viele sind jetzt privat untergebracht, aber sie fragen schon, was in zwei, drei oder vier Wochen ist." Litenboka hatte selbst viele Fragen, als sie im Jahr 2010 von Lettland nach Deutschland kam. Heute arbeitet sie als Migrationsberaterin bei der Diakonie München und Oberbayern und unterstützt Migrant*innen dabei, herauszufinden, was die passenden Schritte in ihre Zukunft sind.

Angebote müssen professionell koordiniert werden

Andrea Betz freute sich über die große Hilfsbereitschaft und Solidarität aus der Zivilgesellschaft. Allerdings sei es wichtig, die Hilfe nun auch gut zu koordinieren. Die Diakonie unterstützt daher ukrainische Institutionen und Initiativen mit ihrem Wissen und Erfahrungsschatz. Es braucht klare Strukturen und gut funktionierende Kommunikation unter den Helfenden. "Wir müssen noch lange durchhalten und sollten daher unsere Kräfte bündeln", so Betz.

Menschen, die helfen möchten, können sich zum Beispiel an die Freiwilligenagentur z’sam der Diakonie München und Oberbayern wenden. Das Team um Sabine Bankauf berät sowohl Engagierte als auch Organisationen, die sich für geflüchtete Menschen einsetzen und findet passgenaue Einsatzmöglichkeiten.

Das Sach- und Kleiderspendenmanagement für München, hat diakonia, ein Tochterunternehmen der Diakonie München und Oberbayern, übernommen. Akut unterstützt es auch den Bereich Flucht und Migration. "Im Moment leisten wir viel Einzelfallhilfe, indem wir beispielsweise Einkaufgutscheine ausgeben", erklärt Sarah Weiss. Die Menschen benötigen zum Beispiel Hygieneartikel und Kleidung.

Sozialpolitische Herausforderungen

Andrea Betz sieht eine Reihe von Herausforderungen auf die Gesellschaft zukommen. Sorge bereitet ihr unter anderem die Situation von geflüchteten Kindern und Jugendlichen. Jedes Kind habe das Recht auf Bildung. Es gebe derzeit viele Fragen zum Thema Schulbesuch und Schulpflicht von geflüchteten Kindern. Allerdings gebe es noch keine konkreten Antworten dazu.

Zudem brauche es einen schnellen Ausbau und Zugang zu Sprachkursen für Erwachsene und Kinder, erklärte Betz. Sprache sei das A und O für die Integration und den Besuch einer Schule.

Als weiteres Handlungsfeld identifiziert Betz den Ausbau der staatlich finanzierten Flüchtlings- und Integrationsberatung. Es braucht mindestens einen Beratungsschlüssel von 1:100 und eine Vollfinanzierung der Personal- und Sachkosten. Zudem müssen die bundesgeförderte Migrationsberatung für Erwachsene und der Jugendmigrationsdienst dringend ausgebaut werden. "Die Menschen brauchen dringend Zugang zur Integrationsberatung. Die Beratungsstellen sind aber schon jetzt völlig ausgelastet."

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täglich von 8 – 20 Uhr

Ukraine-Beratungsmailadresse

Website mit wichtigen Informationen für Hilfesuchende und Helfende

https://www.diakonie-muc-obb.de/ukraineinfo


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