125 Jahre Bahnhofsmission
1000 Fragen, 1000 Nöte

24 Stunden, 7 Tage in der Woche, 365 Tage im Jahr ist die Bahnhofsmission München geöffnet. Vor 125 Jahren haben sie engagierte Christinnen gegründet, bis heute ist sie eine zuverlässige Anlaufstelle für Menschen in Notlagen. Für viele war sie in den Jahrzehnten seit ihrer Gründung ein sichererer Hafen.
"Einerseits ist der Hauptbahnhof nur ein Verkehrspunkt wie andere, andererseits entscheidet sich hier manches Schicksal", so Thorsten Nolting, Vorstandssprecher der Diakonie München und Oberbayern, dem evangelischen Träger der Bahnhofsmission. "Das Team der Bahnhofsmission begleitet Menschen, die mit ihren 1000 Fragen und nicht selten auch 1000 Nöten hierherkommen. Wir sind sehr dankbar für diese konkrete Hilfe in unserer Gesellschaft und diese tatkräftige Form christlicher Nächstenliebe."
Am kommenden Freitag (29. April) richtet das Team deshalb um 10 Uhr ein Dankesfest in der Abtei St. Bonifaz aus. Im Zentrum des Festes steht ein Gottesdienst, den Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und Erzbischof Reinhard Kardinal Marx gemeinsam gestalten werden.
Enge ökumenische Zusammenarbeit
Der ökumenische Gedanke ist von Beginn an zentral für die Arbeit der Bahnhofsmission, die am 28. Januar 1897 ins Leben gerufen wurde. Damals, am Ende des 19. Jahrhunderts, boomte München, genauso wie heute, und zog immer mehr Menschen an, die sich in der Großstadt ein neues Leben aufbauen wollten. Darunter waren auch viele junge Frauen. Die meisten von ihnen kamen am damaligen "Centralbahnhof" an. Schon am Bahnsteig trafen sie häufig auf Händlerringe, die ihre prekäre Lage ausnutzen wollten, indem sie die Frauen zum Beispiel als rechtlose Arbeiterinnen in Fabriken oder als Prostituierte verkauften.
Um den Neuankömmlingen zu helfen, gründeten der "Internationale Verein Freundinnen junger Mädchen", der stark von bürgerlich-protestantischen Frauen geprägt wurde, und der katholische "Marianische Mädchenschutzverein" (heute IN VIA München) die erste ökumenische Bahnhofsmission in Deutschland. Bis heute gibt es mit dem Evangelischen Hilfswerk der Diakonie München und Oberbayern und der zur Caritas gehörende Verband IN VIA zwei konfessionsverschiedene Träger, die eine enge Kooperation pflegen.
500 Kontakte täglich
1897 startete die Bahnhofsmission mit 17 ehrenamtlichen Frauen, die sich von 8.30 bis 21 Uhr in der Wartehalle der 3. Klasse um die ankommenden Frauen und Mädchen sorgten. Heute besteht das Team aus 140 ehrenamtlichen und 20 hauptamtlichen Mitarbeitenden. Am Gleis 11 des Hauptbahnhofs sind sie an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr für alle Menschen da, die Unterstützung suchen. Das Angebot reicht von geschmierten Butterbroten und der Möglichkeit, ein Handy auf zu laden, über Hilfe beim Umsteigen, bis zu einer umfassenden Beratung und einem Obdach im Notfall. An normalen Tagen kommen rund 500 Menschen mit ihren Anliegen zur Bahnhofsmission, zudem beraten die Mitarbeitenden noch einmal bis zu 70 Ratsuchende täglich.
In Krisenzeiten sind es häufig mehr. So war die Bahnhofsmission zu Beginn der Corona-Pandemie eine der wenigen Einrichtungen, die durchgehend weiter für Menschen in Not geöffnet blieben. Das spiegelt auch die Statistik: Wurden 2019 noch etwa 117.000 Kontakte gezählte, waren es 2020 mehr als 200.000. Das belegt: Die Bahnhofsmission hat eine wichtige Seismographen-Funktion für gesamtgesellschaftliche Entwicklungen.
Zuletzt zeigt der Ukraine-Krieg, wie unverzichtbar die Arbeit der Bahnhofsmission ist. Seit Beginn des Krieges kamen rund 3400 Menschen aus der Ukraine zur Bahnhofsmission, deren Team die Geflüchteten mit dem Notwendigsten wie Kleidung, Lebensmitteln und Hygieneprodukten versorgte. Mit mehr als 1600 Menschen aus der Ukraine führten die Mitarbeitenden zudem ausführliche Beratungsgespräche. Außerdem betreuten sie die Ankommenden, die in den ersten Kriegswochen in der ehemaligen "Osteria" im Bahnhof übernachten mussten.
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