Zur Situation in Erstaufnahmeeinrichtungen für Geflüchtete

Diakonie München und Oberbayern ist alarmiert

Sarah Weiss leitet den Geschäftsbereich Flucht und Migration. Foto: Tanja Kernweiss

Sarah Weiss leitet den Geschäftsbereich Flucht und Migration. Sie schildert die Lage der geflüchteten Menschen in den Ankunfts- und Erstaufnahmebereich.

Immer mehr Menschen sind weltweit auf der Flucht. Allein in Deutschland wurden in diesem Jahr bereits mehr als 180.000 Asylanträge gestellt. Hinzu kommen knapp eine Millionen Menschen, die wegen des russischen Angriffskriegs aus der Ukraine geflohen sind und zumindest vorübergehend Schutz in Deutschland suchen.

Auch in München kommen derzeit mehr geflüchtete Menschen an. "Täglich kommen im November rund 150 Menschen neu nach München, um sich vor Krieg, Konflikten und Verfolgung in Sicherheit zu bringen“, erklärt Sarah Weiss. „Vergleicht man das etwa mit Juli, hat sich die Zahl verdoppelt. Und das ist überall zu spüren. Perspektivisch werden sich die Ankunftszahlen vermutlich noch weiter steigern." Weiss, die sich dabei auf Zahlen der Regierung von Oberbayern und der Stadt München beruft, leitet den Geschäftsbereich Flucht und Migration der Diakonie München und Oberbayern. Dessen Mitarbeitende beraten und begleiten rund 6000 geflüchtete Menschen in 38 Erstaufnahme- und Anschlussunterkünften in München sowie den Landkreisen München und Starnberg.

Derzeit erleben die Mitarbeiter*innen der Diakonie hautnah, wie sich die Lage auf die Geflüchteten auswirkt.

Da die Aufnahmekapazitäten im Münchner Ankunftszentrum der Regierung von Oberbayern nicht mehr ausreichen, werden Geflüchtete aktuell teilweise wochenlang notdürftig in Leichtbauhallen und sanierungsbedürftigen Gebäuden untergebracht. "In diesem Zeitraum erhalten die Menschen noch keine vollständigen Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, insbesondere keine Kleiderausstattung und keine Krankenscheine, die sie für eine ärztliche Regelversorgung benötigen", berichtet Weiss.

Auch auf die rechtlich vorgeschriebene Gesundheitsuntersuchung auf übertragbare Krankheiten müssen die Geflüchteten nach Erfahrung der Diakonie-Mitarbeitenden aktuell wochenlang warten. Ein ärztliches Erstscreening im Münchner Ankunftszentrum wäre eine gute Lösung im Sinne des Gesundheitsschutzes der Geflüchteten, so Weiss.

Sie und ihre Mitarbeitenden erleben derzeit einen regelrechten Bearbeitungsstau bei den Ämtern: "Aufgrund der Vielzahl von Anträgen geraten die Abläufe in den Behörden derzeit auf allen Ebenen ins Stocken, egal auf Bundes-, Landes- oder lokaler Ebene – Leidtragende sind die Menschen", so die Einschätzung von Weiss.

Angesichts dieser Situation fordert Sarah Weiss die Not der geflüchteten Menschen stärker in den Fokus zu rücken: "Die nötigen Registrierungsprozesse müssen schneller und effizienter werden. Gerade in der kalten Jahreszeit sind die Geflüchteten auf eine menschenwürdige Versorgung etwa mit Kleidung und Krankenscheinen angewiesen. Sie kommen oft nur mit dem, was sie am Leib tragen nach München."

Über den Geschäftsbereich Flucht und Migration

Circa 220 hauptamtliche und 800 ehrenamtliche Mitarbeiter*innen engagieren sich im Bereich Flucht und Migration der Diakonie München und Oberbayern. Sie unterstützen zum Beispiel Asylsuchende bei ihrer Ankunft in München, beraten sie im Asylverfahren, dolmetschen, helfen bei der Arbeits- und Wohnungssuche oder beim Deutschlernen. Mit ihren Unterstützungsangeboten begleitet die Diakonie etwa 1000 begleitet geflüchtete Kinder, Jugendliche und ihre Familien. Auch im Münchner Ankunftszentrum der Regierung von Oberbayern und in verschiedenen Erstaufnahmeeinrichtungen sind Mitarbeitende der Diakonie in der Sozialbetreuung für geflüchtete Menschen im Einsatz. Dort bieten sie unter anderem Orientierung, unterstützen zum Beispiel beim Ausfüllen von Formularen und begleiten die Asylsuchenden bei den behördlichen Prozessen.

von: Christine Richter

Ansprechpartner*innen

Christine Richter

Pressesprecherin

T (089) 12 69 91 122