Diakonie eröffnet intensivpädagogische und -therapeutische Kleinstwohngruppen in Wolfratshausen
Ein Ort zum Aufwachsen

Wo das Jugendhilfe-Regelsystem an Grenzen stößt, setzt die Diakonie neue Maßstäbe: In zwei kleinen Wohngruppen am Stadtrand von Wolfratshausen sollen belastete Kinder zur Ruhe kommen und neue Stabilität finden.
Die Diakonie München und Oberbayern hat am 27. Mai zwei intensivpädagogisch und therapeutische Kleinstwohngruppen im Thannhof am Stadtrand von Wolfratshausen eröffnet. Insgesamt sieben Kinder im Alter von vier bis 13 Jahren sollen eine geschützte Umgebung finden, in der sie aufwachsen können.
"Einige sind wirklich hochtraumatisiert"
Viele der Kinder, die hier einziehen werden, haben in ihren Familien negative Einflüsse erfahren: zum Beispiel Gewalt oder Suchterkrankungen der Eltern. "Einige sind wirklich hochtraumatisiert", sagt Christian Althoff, der bei der Diakonie München und Oberbayern die intensiv- und traumapädagogischen Angebote sowie die Kinder- und Jugendschutzstellen leitet.
"Trotz ihres jungen Alters haben die Kinder in der Regel bereits mehrere Beziehungsabbrüche hinter sich", so Althoff. In Pflegefamilien, Wohngruppen, Kitas oder Schulen stießen sie immer wieder an Grenzen – und auf ein Setting, das sie überforderte. Das Jugendhilfe-Regelsystem konnte sie bisher nicht auffangen.
Hier beginnt die intensivpädagogische Arbeit. Ein wichtiges Ziel: Die Kinder sollen sich so weit stabilisieren, dass sie (wieder) regelmäßig die Schule besuchen können.
Wichtig für den Erfolg des intensivpädagogischen Ansatzes ist ein multiprofessionelles Team. Pädagogische Fachkräfte, Therapeut*innen, Psycholog*innen und sonderpädagogische Lehrkräfte arbeiten Hand in Hand.
Kleine Wohngruppen ermöglichen zudem eine individuellere – eben intensivere – Betreuung. So leben in den Thannhof-Gruppen jeweils nur drei bis vier Kinder. Zum Vergleich: In regulären heilpädagogischen Wohngruppen sind es sieben bis neun.
"Unsere intensivpädagogischen Angebote sind gefragt", berichtet Althoff. Aus ganz Deutschland kämen die Anfragen. Der Bedarf nach solchen Angeboten wachse.
Geleitet wird das Team von der Sozialpädagogin Annemarie Schmidt. Für sie ist beim Aufbau der Wohngruppen die Vernetzung in der Region mitentscheidend. "Wir wollen eng mit Kitas, Schulen, Ärzt*innen, Therapeut*innen und Vereinen zusammenarbeiten", sagt Schmidt. Für die zweite Wohngruppe sucht sie noch personelle Verstärkung: "Das ist ein Projekt für Vollblutpädagog*innen, für Menschen, die etwas aufbauen wollen." Die abgeschiedene, idyllische Lage des Thannhofs mit Blick auf die Berge sei für das intensivpädagogische Setting geradezu ideal. "Die Kinder dürfen hier auch laut sein, sich austoben – ohne dass sich jemand gestört fühlt", erklärt Schmidt. Die naturnahe, reizreduzierte Umgebung helfe den Kindern zudem dabei, zur Ruhe zu kommen.
"Dieses Haus ist wirklich fantastisch. Ich wünsche Kindern und Mitarbeitenden, dass sie hier gut ankommen", so Althoff.
Engagement der Alex Danhuber Stiftung
Dass der Thannhof zu einem geschützten, freundlichen und kindgerechten Ort werden konnte, ist vor allem auch dem Engagement der Alex Danhuber Stiftung zu verdanken, der Gebäude und Grundstück gehören. Die Stiftung finanzierte den kompletten Umbau des Hofs. Dabei standen die Bedarfe der Kinder maßgeblich im Fokus.
Jedes Kind wird ein Einzelzimmer bekommen, in das es sich zurückziehen kann. Es gibt gemütliche Wohnzimmer und Küchen, Therapie- und Förderräume sowie einen Raum zum Lernen. Im Garten laden Spielgeräte wie eine Seilbahn und eine Bobbycar-Rennbahn dazu ein, sich zu bewegen und Kindheitsabenteuer zu erleben.
Die Bauausführung hat die Terra Bau- und Siedlungsgesellschaft Danhuber GmbH übernommen. Weitere großzügige finanzielle Unterstützung kommt von der Benefizaktion "Sternstunden" mit dem Bayerischen Rundfunk sowie von "SZ Gute Werke".
Diakonie München und Oberbayern - Innere Mission München e.V.
Landshuter Allee 40
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