Fachtag Sucht:
Wie Frauen mit Suchterkrankungen besser unterstützt werden können

Rund 170 Fachkräfte aus unterschiedlichen sozialen Arbeitsbereichen kamen zum Fachtag Sucht des Geschäftsbereichs Menschen in besonderen Lebenslagen der Diakonie München und Oberbayern.
„Frau-Sucht-Hilfe – Versorgung von Frauen* mit einer Suchterkrankung“ lautete das Thema, zu dem Prof. Dr. Hendrik Streeck, Beauftragter der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, und Andrea Betz, Vorstandssprecherin der Diakonie München und Oberbayern ihre Grußworte übermittelten. Beide betonten die Notwendigkeit, Sucht bei Frauen sichtbarer zu machen, Stigmatisierungen abzubauen und passende Hilfeangebote zu schaffen.
Wie niedrigschwellige Unterstützung aussehen kann, zeigten Vanessa Cramer und Denise Feldner vom Münchner Kontaktladen „Limit“ (Condrobs e. V.). Dort werden unter anderem ein Frauenfrühstück, Ausflüge und eine Kreativwerkstatt angeboten. Mit diesen Angeboten würden Vertrauensverhältnisse aufgebaut und Beziehungen untereinander gefestigt, so die Referentinnen.
Dr. Maja Götz vom Internationalen Zentralinstitut für Jugend- und Bildungsfernsehen (Bayerischer Rundfunk) beleuchtete in ihrem Vortrag die Selbstdarstellung junger Frauen in sozialen Medien. Mit Bildern und Videoausschnitten veranschaulichte Götz, wie sich junge Frauen in den sozialen Medien mit einem „modellierten“ Idealbild darstellen, sich so einem sozialen Vergleich aussetzten und dabei Gefahr liefen, ihre Identität aufzugeben oder sogar daran psychisch Schaden zu nehmen.
Gülbeyaz Kacar vom Drogenverein Mannheim, Schutzraum Segel stellte ein Pilotprojekt vor, das von Gewalt und Sucht betroffenen Frauen mit ihren Kindern Unterkunft und therapeutische Begleitung bietet und damit eine Lücke im Versorgungssystem schließt.
Aus der frauenspezifischen AWO-Fachklinik Legau und der Männerfachklinik Schönau berichtete der therapeutische Leiter Thomas Richter über geschlechtsspezifische Unterschiede im Suchtverhalten. Frauen begännen später mit dem Konsum, würden aber schneller abhängig. In der AWO-Klinik werde besonderer Wert auf Resilienzförderung gelegt.
Judy Kukla vom Evangelischen Hilfswerk München präsentierte den „Housing First“-Ansatz für ältere wohnungslose Frauen. Fester Wohnraum, so Kukla, sei die Grundlage für Stabilität, Autonomie und gesellschaftliche Teilhabe der Frauen, die als „Wanderinnen im System“ häufig mit psychischen und/ oder Suchterkrankungen leben.
Wie sich Beratungsarbeit konkret gestaltet, zeigten Sarah Gantner und Maimouna Schrediger vom Verein extra e. V. Sie unterstützen suchtbelastete Frauen und Mütter. Entscheidend seien Parteilichkeit, Entstigmatisierung und der Schutz des Kindeswohls.
Tagungs-Organisator Volker Greiner, Fachdienst Sucht des Geschäftsbereichs Menschen in besonderen Lebenslagen zeigte sich zufrieden: „Die vielfältigen Beiträge haben deutlich gezeigt, wie wichtig vernetzte und passgenaue Unterstützungsangebote für suchtbelastete Frauen sind.“
Diakonie München und Oberbayern - Innere Mission München e.V.
Landshuter Allee 40
80637 München

Christine Richter
